Sprachstörungen
Hier soll ein kurzer Überblick über einen Teil der möglichen Sprachstörungen gegeben werden. Für eine ausführliche Abklärung der Auffälligkeiten können Sie gern bei uns einen Termin vereinbaren:
Aussprachestörungen (Dyslalie, Artikulationsstörung) bei Kindern:
Es werden Laute nicht korrekt ausgesprochen, weggelassen oder vertauscht. Oft kommt es z. B. vor, dass das (SCH) als (s) gesprochen wird und so z.B. Sule statt Schule entsteht. Aber auch Verwechslungen der Laute (K) und (T) oder die falsche Bildung von Lautverbindungen wie z.B. Klume statt Blume sind häufig.
Diese Aussprachestörungen treten vorwiegend im Kindesalter auf. Zu Beginn der Sprachentwicklung ist dies noch völlig normal, so werden die Laute K und G meist erst im dritten Lebensjahr und das (SCH) häufig erst im vierten Lebensjahr erlernt.
Spätestens zum 4. Geburtstag sollten alle Laute korrekt gesprochen werden.
Sind sehr viele Laute betroffen, sollte aus fachlicher Sicht schon vor dem 4. Geburtstag mit einer logopädischen Therapie begonnen werden.
Die Ursachen sind individuell sehr verschieden, können in einer Hörstörung, in einer Differenzierungsschwäche der Laute oder in einer orofacialen Dysfunktion (Mundmotorik) liegen
Aussprachestörungen (Dyslalie, Artikulationsstörung) bei Jugendlichen und Erwachsenen:
Aussprachestörungen im Erwachsenenalter betreffen meist den (S)-Laut. Auch hier kann man bei Bedarf mit einer logopädischen Therapie diesen korrigieren.
Stottern/Poltern:
Wenn der Redeablauf (Redefluss) von Wortwiederholungen oder einem Steckenbleiben am Wortanfang gekennzeichnet ist, spricht man vom Stottern.
Diese Sprechstörung kann in jedem Alter auftreten.
Im 3. Lebensjahr tritt das Stottern häufig entwicklungsbedingt auf. Eine Therapie ist hier noch nicht notwendig. Aus fachlicher Sicht empfehle ich eine ausführliche Elternberatung, damit durch ein adäquates Eingehen der Bezugspersonen auf das Kind ein Verfestigen des Stotterns vermieden wird.
Die Ursachen für das Stottern sind sehr vielfältig und müssen im Gespräch einzeln geklärt werden.
Eine Therapie ist nach dem 4.Lebensjahr auf jeden Fall empfehlenswert. Der behandelnde Therapeut wird dann entscheiden, in welcher Form dies stattfinden sollte. Bleibt diese Störung lange Zeit ohne fachtherapeutische Betreuung, wird sie sich zunehmend verfestigen.
Das Poltern ist ebenfalls eine Störung des Redeflusses. Dabei kommt es zu einer sehr schnellen Sprechweise. Teilweise werden Silben und Wörter verschluckt, so dass die Verständlichkeit teilweise eingeschränkt ist. Auf Grund der schnellen Sprechweise kommt es dann auch zu Stottersymptomen.
Da beim Poltern häufig die Eigenwahrnehmung gestört ist (der Patient merkt nicht, dass er schnell spricht) muss therapeutisch zunächst daran gearbeitet werden.
Verzögerte Sprachentwicklung
Von einer verzögerten Sprachentwicklung spricht man, wenn ein Kind in Bereichen der Sprache wie z.B. Sprachverständnis, Wortschatz, Grammatik oder Lautbildung nicht altersgerecht entwickelt ist. Dabei können auch nur einzelne Bereiche betroffen sein.
Die Störung ist oft komplexer und umfangreicher. Häufig ist die Verständlichkeit des Kindes für Außenstehende eingeschränkt,
- weil Kinder Dinge noch nicht durchgängig bezeichnen können und diese mit Worten oder mit Mimik und Gestik umschreiben.
- weil kaum Sätze gebildet werden oder diese unvollständig sind bzw. die Wörter in der falschen Reihenfolge aneinandergereiht werden.
- weil viele Laute ausgelassen oder nicht richtig gebildet werden.
Sprachstörungen bei Kindern mit einer Hörstörung
Eine Hörstörung sollte grundsätzlich als Ursache einer Sprachstörung abgeklärt werden.
Die Therapie sollte aber auch dann möglichst frühzeitig begonnen werden, wenn die Hörstörung noch nicht vollständig beseitigt werden konnte.
Bei einer Hörstörung können alle oben beschriebenen Sprachauffälligkeiten auftreten
Sprachstörung bei Kindern mit einer komplexen Behinderung
Im Zusammenhang mit einer komplexen Behinderung oder einer Syndromerkrankung (z.B Catch-Syndrom, Downsyndrom o.ä.) können natürlich auch besondere Formen der Sprachstörungen auftreten. Die Diagnostik sollte wie bei allen kleinen und großen Patienten individuell erfolgen, um dann einen Therapieansatz zu finden, der die kommunikative Situation der Patienten verbessert.
Sprachstörungen bei Kindern mit einer neurologischen Erkrankung
Auch im Kindesalter kann es auf Grund einer Erkrankung oder eines Unfalls zu Verletzungen im Gehirn kommen. Dadurch treten sehr häufig auch Sprachstörungen auf, die unbedingt therapeutisch betreut werden sollten.
Sprachstörung bei einer Störung der auditiven Wahrnehmung
Ist eine periphere Hörstörung (äußeres und inneres Ohr) als Grund einer Sprachstörung ausgeschlossen, kann immer noch eine auditive Wahrnehmungsstörung vorliegen
Die Kinder sind oft unkonzentriert, lärmempfindlich, suchen den Blickkontakt zum Sprecher und reagieren nicht angepasst auf Ansprache.
Dabei ist die Weiterleitung und Verarbeitung des Schallreizes gestört, was natürlich auch zu Sprachauffälligkeiten führen kann.
Sprachstörungen bei Erwachsenen nach Schlaganfall, Unfall, Tumorerkrankungen und Parkinson oder anderen neurologischen Erkrankungen:
Diese Sprachstörungen entstehen auf Grund neurologischer Erkrankungen, Verletzungen oder Durchblutungsstörungen des Gehirns.
Sie können verschiedene Formen annehmen. Dazu gehören z.B.
Aphasie
Bei dieser Sprachstörung sind häufig alle Sprachebenen betroffen wie Sprachverständnis, die Wortfindung, die Satzbildung, das Lesen und die Schriftsprache. Die Symptome können auf den Ebenen unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Das vorhandene Wissen ist davon kaum betroffen. Tritt eine solche Sprachstörung nach einem Unfall oder einem Schlaganfall auf, ist der zeitige Beginn einer Sprachtherapie wichtig. Anfänglich sollte dies mehrmals pro Woche erfolgen.
Dysarthrie
Auf Grund der Bewegungseinschränkungen durch Lähmungen (schlaff oder spastisch) bzw. des Abbaus von Bewegungskoordinationen (wie z.B. bei Parkinson) sind auch die Sprechbewegungen nicht mehr korrekt ausführbar. Laute können nicht mehr oder nur sehr undeutlich gebildet werden. Häufig sind auch die Schnelligkeit der Bewegungen und der Sprechablauf betroffen. Auch hier können durch intensives Training der Gesichts- und Artikulationsmuskulatur die Beschwerden gebessert oder beseitigt werden.
Sprechapraxie
Bei einer Sprechapraxie treten meist keine Lähmungserscheinung auf. Trotzdem ist die Sprache sehr unverständlich, Laute werden vertauscht oder falsch verwendet, obwohl der Patient einzelne mundmotorische Bewegung in der Situation abrufen kann. Dem Patient fehlt zum Zeitpunkt des Sprechens das Bewegungsmuster und die Planung für den Sprechablauf.
Alle oben aufgeführten Sprachstörungen können auch gemeinsam auftreten. Sie bedürfen immer einer genauen, individuellen Diagnose der SprachtherapeutIn.
Wichtig für den Erfolg der Sprach- oder Sprechtherapie sind der zeitige Beginn der Therapie und die Intensität, mit der sie ausgeführt wird.
Sprachstörung im Zusammenhang mit einer Demenz
Bei einer Demenz handelt es sich um eine im Laufe des Lebens erworbene besondere Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit des Gehirns. Es kommt zur Abnahme von Denk- und Urteilsvermögen, Sprache, zeitlicher und räumlicher Orientierung und des Gedächtnisses. Es leidet am meisten die Erinnerungsfähigkeit.
In der Sprachtherapie geht es um den Erhalt der Freude am Sprechen und evtl. Ersatzstrategien für Patienten und Angehörige.
Dazu gehören Biografiearbeit, Schaffen eines externen Gedächtnisses (Erinnerungsbuch, Tonaufnahmen), den Umgang mit verlorenem Wissen und Alltagsstrukturierung.